Design Thinking in der IT-Branche: Ein Vergleich zwischen User-Centered Design und Lean UX

Mit dem wachsenden Wettbewerb in der IT-Branche erkennen immer mehr Unternehmen, dass die Erfassung und Umsetzung der Bedürfnisse der Endnutzer im Vordergrund stehen muss. In der Software-Anwendungsentwicklung haben sich verschiedene Ansätze herausgebildet, die diesem Paradigmenwechsel Rechnung tragen. Sie sind sowohl auf Desktop- und mobile Lösungen, als auch auf SaaS-Plattformen und Web-Applikationen anwendbar. 

Wir werden drei solcher Ansätze miteinander vergleichen:

  • Lean UX (User Experience)
  • Benutzerzentriertes Design (UCD)
  • Design Thinking

Sie teilen einige Kernkonzepte, unterscheiden sich aber in anderen. Wir möchten für Sie eine sinnvolle Auswahl tätigen, ohne diese zu kompliziert zu machen.

Vergleichskriterien

Uns ist aufgefallen, dass diese Ansätze oft paarweise verglichen werden: Lean UX gegen UCD und UCD gegen Design Thinking. Wir haben versucht, eine universelle Übersicht zusammenzustellen. 

Außerdem konzentrieren sich die Vergleiche oft auf den Designprozess und weniger auf die Konsequenzen für Ihr Unternehmen. Die Entscheidung, welchen Ansatz Sie wählen, beeinflusst nicht nur den Softwareentwicklungszyklus, sondern auch die Art und Weise, wie Sie Ihr Unternehmen führen. Als Führungskraft möchten Sie sicherlich mehr darüber erfahren.

Wir haben einige Nachforschungen angestellt und schlagen die folgenden Vergleichskriterien vor:

  • Wie schnell können Sie Ihr Produkt auf den Markt bringen?
  • Wie viel Fokus liegt auf der technischen Machbarkeit des Produkts?
  • Wie stark liegt der Fokus auf dem geschäftlichen Wert des Produkts?
  • Wie streng/agil ist die Planung?

Lassen Sie uns nun kurz erklären, was jeder der Ansätze bedeutet. 

Lean UX

Lean UX ist eine Methodik, die auf mehreren und schnellen Iterationen zwischen einem Prototyp, seinen Entwicklern und den Endbenutzern basiert. Jede Iteration besteht aus drei Phasen:

  • bauen
  • messen
  • lernen

Es beginnt damit, dass man die Bedürfnisse der Benutzer kennenlernt und in sehr kurzer Zeit ein Minimum Viable Product (MVP) baut. Dann würden die Benutzer es ausprobieren und ihr Feedback geben. Die Designer würden das Produkt entsprechend dem Feedback anpassen. Auch die Entwickler wären an den Iterationen beteiligt, aber nur, um sicherzustellen, dass das Produkt noch funktionieren kann.   

Das MVP kann auf Papier gezeichnet sein, aber auch eine reale Anwendung sein, die die Benutzer unter realitätsnahen Bedingungen testen können. Die Iterationen finden nacheinander statt, der gesamte Entwicklungsprozess hat also keine strikten Phasen, sondern nur solche innerhalb einer Iteration, die sich wiederholen, bis das Produkt auf den Markt gebracht werden kann. 

Das Ziel ist es, das Produkt so schnell wie möglich auf den Markt zu bringen, auch wenn es noch nicht 100%ig ausgereift ist. 

Diese Methodik erfordert viel Teamarbeit und Kommunikation mit Testgruppen – Endnutzern – in Form von hauptsächlich Brainstormings. Sie eignet sich vor allem für kreative Produkte, z. B. Spiele, sowie für die Unternehmen, die entweder Startups sind oder eine Startup-Kultur pflegen.

User-Centered Design

Im Gegensatz zu Lean UX gibt es bei UCD klare Phasen.  Es wird oft gesagt, dass der gesamte Prozess nicht linear verläuft und man jederzeit zu einer vorherigen Phase zurückkehren sollte, wenn das Endergebnis dadurch verbessert werden kann. Diese Phasen sind:

  • verstehen 
  • spezifizieren
  • erstellen
  • evaluieren

UCD konzentriert sich extrem auf die Bedürfnisse der Benutzer. Das Ziel ist hier, ein Produkt für eine ganz bestimmte Zielgruppe zu züchten. Der Ansatz beginnt mit einem tiefen Verständnis der Zielgruppe und ihrer Probleme, schlägt ihnen Lösungen vor, hört auf ihr Feedback und setzt es um. 

UCD eignet sich auch für Startups, vor allem für solche, die mit ihren Lösungen die ersten auf dem Markt sein wollen und eine enge, noch unbesetzte Nische entdeckt haben. Der Ansatz erfordert eine flexible Unternehmenskultur, da es eine ganze Reihe von Iterationen über das Produkt geben wird. Nichtsdestotrotz ist UCD etwas „organisierter“: Es lernt nicht nur „on the fly“, sondern beginnt mit einer sorgfältigen Forschung über die Nutzerpräferenzen.

Design Thinking

Design Thinking hat noch mehr Phasen, ist aber ebenfalls ein zyklischer Prozess. Die Phasen werden oft genannt:

  • einfühlen
  • definieren
  • Ideen kreieren
  • Prototype schaffen
  • testen

Design Thinking beginnt auch mit der Erforschung der Bedürfnisse der Benutzer durch Iteration mit der Zielgruppe. Dies kann Umfragen, Interviews, Brainstorming usw. beinhalten, ist aber nicht darauf beschränkt. In der nächsten Phase reflektieren die Erfinder, Entwickler und Manager über die Informationen, die sie haben. Sie müssen eine klare Definition des Problems finden, dass die Benutzer haben und das das Produkt lösen soll. Danach können sie die Idee vorschlagen und in einem Prototyp umsetzen. Dann, in der letzten Phase, findet eine zweite Iteration mit den Benutzern statt. Dabei wird der Prototyp getestet. 

Dieser Ansatz ist im Vergleich zu den beiden vorherigen sehr gut organisiert und berücksichtigt sowohl den geschäftlichen Wert der vorgeschlagenen Idee als auch die Qualität der technischen Umsetzung. Die Software muss eine solide technische Basis haben und nicht nur schick und hilfreich für die Benutzer sein.

Design Thinking lässt viel Raum für Kreativität, erlaubt aber viel mehr eine langfristige Planung und beinhaltet pragmatische Berechnungen. 

Fazit

Neben den beschriebenen Kriterien sind noch ein paar andere Punkte erwähnenswert.

Kosten

Lean UX und UCD können aufgrund der geringeren Geschäftsplanung zu unerwarteten Kosten führen. Sie eignen sich für Startups, die bereits einen soliden Investor oder Business Angel gewonnen haben. Design Thinking ist eine gute Alternative für Startups, die ihre Ausgaben und Projektfristen genau im Auge behalten müssen.

Nicht nur für Startups?

Von allen dreien ist Design Thinking vielleicht der beste, aber immer noch herausfordernde Ansatz für große Unternehmen, die etwas Neues ausprobieren wollen, über genügend Ressourcen verfügen, aber nicht bereit sind, das Management komplett loszulassen.

Agil arbeiten

Alle drei genannten Ansätze arbeiten perfekt mit der agilen Methodik zusammen. Stellen Sie sich eine Achse mit „sehr agil“ am linken Ende und „weniger agil“ am rechten Ende vor. Lean UX wäre auf der linken Seite, UCD in der Mitte und Design Thinking auf der rechten Seite. Bei Lean UX können Sie Ihr Endergebnis fast komplett verändern, während Sie beim Design Thinking eine klare Vorstellung davon haben, welches Problem Sie lösen wollen. UCD ist dann etwas in der Mitte.

Abschließende Gedanken 

Wenn Sie mit einem dieser iterativen Ansätze in der Softwareentwicklung und im Webdesign beginnen wollen, kann JCFINCH Ihnen dabei helfen, einen geeigneten Spezialisten zu finden. Kontaktieren Sie uns, um Ihre Pläne zu besprechen.

Referenzen

Wir haben uns dagegen entschieden, jeden Ansatz sehr detailliert zu beschreiben. Es gibt eine Menge anderer Blog-Beiträge, die das bereits getan haben. Wir wollten lediglich einen Vergleich aus betriebswirtschaftlicher Sicht bieten und freuen uns, unsere Inspirationsquellen für diesen Artikel mit Ihnen zu teilen.